Abtpräses Christian Haidinger beim Festakt „15 Jahre Allianz für den freien Sonntag“
Haidinger kam als Gratulant zum Festakt „15 Jahre Allianz für den freien Sonntag“. Ihm ist die Allianz wichtig, „weil damit eine befreiende Rhythmisierung der Gesellschaft geschieht. Wir als Ordensleute wissen aus dem Rhythmus unserer Gebetszeiten, dass genau das für die Einzelnen und genauso für gemeinsame Anliegen wichtig ist. Wir dürfen nicht alles der Zweckmäßigkeit unterordnen. Sonntag heißt: langsamer atmen dürfen.“
Der freie Sonntag wird laufend angegriffen
Franz Georg Brantner, der gewerkschaftliche Sprecher der Allianz für den freien Sonntag Österreich, erinnerte daran, dass in den letzten 15 Jahren seit Gründung der Allianz kein Jahr vergangen sei, in dem es keine Angriffe auf den arbeitsfreien Sonntag gegeben habe. Er erwähnte auch Highlights wie die Gründung der Europäischen Sonntagsallianz oder eine Urabstimmung unter Handelsangestellten, die gezeigt habe, dass über 90% nicht bereit sind, am Sonntag zu arbeiten, in Erinnerung.
Digitalisierung: Es geht nicht nur um die Ladenöffnungszeiten
Hannes Kreller (KAB Deutschland und Deutsche Sonntagsallianz) betonte in seinem Statement, dass die österreichische Sonntagsallianz die „Blaupause“ für die deutsche Allianz für den freien Sonntag gewesen sei. Heute seien über 100 Regionalgruppen in Deutschland aktiv, die laufend und erfolgreich Widerstand gegen „verkaufsoffene Sonntage“ leisten. Jüngst konnte anlässlich der Frankfurter Buchmesse beabsichtigten „verkaufsoffenen Sonntagen“ Einhalt geboten werden. Grundlage dafür sei ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das von den Kirchen in Deutschland erwirkt worden war. In diesem werde festgestellt, dass der freie Sonntag mehr wiegt als bloße Umsatz- und Konsuminteressen. Kreller warnte davor, den freien Sonntag lediglich im Zusammenhang mit den Ladenöffnungszeiten zu diskutieren. Erwerbsarbeit und auch Freizeit verändern sich momentan massiv. Nicht nur infolge der Digitalisierung (Stichwort crowd work etc.) passiere eine beispiellose Entgrenzung von Arbeit und Freizeit.
Bischof Aichern: Ältestes Sozialgesetz der Welt
Bischof em. Maximilian Aichern (früherer Sozialbischof der römisch-kath. Kirche), auf dessen Initiative zunächst eine Allianz für den freien Sonntag in Oberösterreich entstanden war und dann auf Österreich-Ebene, erinnerte daran, dass der freie Sonntag „das älteste Sozialgesetz der Welt“ sei. Die Allianz für den freien Sonntag habe stets den Dialog auf den verschiedenen Ebenen gesucht – von der Länderebene bis hinauf zur EU-Ebene.
Prominente Prostimmen
Am Festakt „15 Jahre Allianz für den freien Sonntag Österreich“ nahmen hochrangige VertreterInnen aus den Bereichen Kirchen, ArbeitnehmerInnen-Vertretungen und Zivilgesellschaft teil: Erzbischof Franz Lackner (Salzburg), Bischof Alois Schwarz (Kärnten), Bischof Andrej (serbisch-orthodoxe Kirche Österreich-Schweiz-Italien-Malta), Superintendent Olivier Dantine (Salzburg), Superintendent Hansjörg Lein (Wien), Franz Georg Brantner (ÖGB), Günther Trausznitz (FCG GPA-djp), Oliver Jonischkeit (GLB, Gewerkschaftlicher Linksblock), Sabine Eiblmaier (Zentralbetriebsratsvorsitzende Interspar), Bischof em. Maximilian Aichern, Bischof em. Ludwig Schwarz, Friedrich Macher (Unternehmer), Elisabeth Maier (Katholische Aktion Salzburg), Veronika Pernsteiner (Kath. Frauenbewegung Österrreichs), Magdalena Holztrattner (Kath. Sozialakademie Österreichs) und andere.
Die Allianz für den freien Sonntag Österreich wurde 2001 gegründet und setzt sich für gemeinsame freie Zeiten und damit für mehr Zeitwohlstand und Lebensqualität in der Gesellschaft ein. Dem breiten Bündnis gehören über 50 Organisationen an: aus dem Familien-, Kinder- und Jugendbereich, zivilgesellschaftliche Vereine und Freiwilligenorganisationen, Kirchen und Gewerkschaften.
kfb als neues Allianz- Mitglied aufgenommen
Im Rahmen der Vollversammlung der Allianz für den freien Sonntag Österreich wurde die Katholische Frauenbewegung Österreichs – die mitgliederstärkste Frauenorganisation in Österreich – als neues Mitglied aufgenommen. Vorsitzende Veronika Pernsteiner betonte, dass besonders Frauen im Handel beschäftigt seien und daher von Öffnungszeiten am Sonntag betroffen wären.
[ms]