Eine laute Stimme gegen den Menschenhandel
30 Milliarden Euro Umsatz – das ist eine gewaltige Summe. So viel Geld wird weltweit mit der Ware Mensch lukriert; das Geschäft blüht. Doch wir sprechen hier nicht von einem normalen Geschäftszweig, sondern von einem Kapitalverbrechen. Das auf Kosten der Ärmsten der Armen geht: 80 Prozent der Opfer sind Frauen, 40 Prozent minderjährig. Sie kommen aus wirtschaftlich unterentwickelten Ländern, aus den untersten Schichten der Bevölkerung, um ein besseres Leben zu finden. Sie werden nach Europa gelockt mit falschen Versprechungen auf gutbezahlte Jobs – doch diese finden zumeist im Rotlichtmilieu statt.
Das Kulturzentrum Ursulinenhof Linz war bis auf den letzten Platz besetzt. Auch zahlreiche VertreterInnen der Medien, Politik und Kirche waren anwesend. (c) Ordensgemeinschaften Österreich
Sr. Maria Schlackl kann den Besucherinnen und Besuchern der Veranstaltung, darunter zahlreiche Vertreterinnen und Vertretern der Medien, der Politik und der Kirche, von erschütternden Schicksalen berichten. So werden 12, 13jährige Mädchen, aus Rumänien, aus Bulgarien, von ihren Eltern an "Vermittlern" verkauft, um dann in Bordellen oder am Straßenstrich in Frankreich, in Belgien oder in Deutschland zu landen. Und, ja, Österreich ist ein beliebtes Transit- bzw. auch Endland. Nicht Gleichgültigkeit oder Lieblosigkeit stehen hinter dieser Entscheidung, sondern bitterste Not – und sie erleichtert es auch oft den Eltern, die Augen vor der Realität verschließen.
"Verantwortungsvolle Politik und Wirtschaft Würde-Menschen-Handel Stoppen" - die Salvatorianerin Sr. Maria Schlackl und ihr Team setzten ein starkes Zeichen gegen Menschenhandel. (c) Ordensgemeinschaften Österreich
Seit rund drei Jahren ist Sr. Maria Schlackl in der von ihr gegründeten Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel“ tätig mit dem Ziel, über das Leid der Betroffenen aufzuklären und die Gesellschaft mit dem Thema zu konfrontieren, das gerne totgeschwiegen wird – aus einem einfachen Grund: Die Freier, die heimlich durch den Hintereingang ins Bordell schlüpfen, sind die „normalen“ Männer von nebenan. Sie kommen aus allen Gesellschaftsschichten, sind in respektablen Berufen tätig und oft Familienväter.
Ein hochkarätig besetztes Expertenteam diskutierte die Thematik Menschenhandel in OÖ. (c) Ordensgemeinschaften Österreich
„Wir wollen dem weltweit großen kriminellen Netz entgegen wirken“, gibt sich Sr. Schlackl kämpferisch. „Da werde ich auch nicht locker halten, bis ich das Gefühl habe, dass sich die Politik mehr dafür einsetzt.“ Für Gastredner Landeshauptmann Josef Pühringer ist ein starker und vertrauensvoller Opferschutz ein Schlüssel zur Lösung dieses Problems. Nur ein erster Schritt, meint die oberösterreichische Ordensfrau, die eine breite gesellschaftliche Allianz gegen jede Form von Menschenhandel fordert, beginnend bei der Sensibilisierung in den Schulen bis hin zu einer Bestrafung der Freier. „Sie sind es, die den Markt schaffen“, so Sr. Schlackl. Gäbe es keine Nachfrage, gäbe es auch keine „Ware Mensch“.
TV-Bericht über die Veranstaltung in "ORF heute" vom 17. Oktober 2016
[rs]