Gegen Nationalsozialismus gepredigt: P. Engelmar Unzeitig wurde seliggesprochen
Nach seiner Denunziation wurde P. Engelmar Unzeitig 1941 wegen "heimtückischer Äußerungen und Verteidigung der Juden" von der Gestapo verhaftet. Im Konzentrationslager Dachau, wo er zusammen mit mehr als 2.700 anderen Geistlichen aus ganz Europa eingesperrt war, rettete er russische Kriegsgefangene vor dem Hungertod, indem er seine Essensration mit ihnen teilte; er lernte ihre Sprache und machte sie mit der christlichen Botschaft vertraut. Ein russisches Wörterbuch bei der Gabenprozession der Seligsprechungsmesse erinnerte daran. Als kurz vor Kriegsende eine Typhusepidemie ausbrach, meldete er sich mit 19 Mitgefangenen freiwillig zur Krankenpflege, bis er am 2. März 1945 selbst an der Seuche starb.
Asche in Würzburg begraben
"Liebe verdoppelt die Kräfte. Sie macht erfinderisch, macht innerlich frei und froh!", heißt eines der bekanntesten Zitate aus seinen Dachauer Briefen an seine Schwester. Mithäftlinge verehrten den Priester mit der Häftlingsnummer 26.147 in Anspielung auf seinen Ordensnamen und seine selbstlose Fürsorge als "Engel von Dachau". Sie sorgten dafür, dass sein Leichnam nicht mit anderen, sondern einzeln verbrannt wurde, und schmuggelten die Asche aus dem Lager. Sein Grab befindet sich heute in der Kirche seines Ordens in Würzburg.
Seliger P. Unzeitig Versöhner der „Sudetendeutschen“?
Dass P. Unzeitig aus Mähren kam und im heute tschechisch-österreichischen Grenzgebiet wirkte, aus dem dann 1946 die gesamte, weil deutschsprachige Bevölkerung vertrieben wurde, sehen viele als Chance dafür, dass seine Verehrung eine Rolle in der Aussöhnung rund um die schwierige Geschichte der „Sudetendeutschen“ spielen könnte – auf beiden Seiten der Sprachgrenze. Im Würzburger Rathaus ist anlässlich der Seligsprechung derzeit erstmals eine Ausstellung mit zehn Lebensbildern sudetendeutscher Christen zu sehen, die den Nationalsozialisten Widerstand leisteten und dafür im Konzentrationslager starben oder hingerichtet wurden. Einer dieser "Zeugen für Menschlichkeit" ist Pater Unzeitig. Die Schau wurde von deutschen und tschechischen Katholiken gemeinsam erarbeitet. Ihre tschechische Version wird ab Februar in Prag gezeigt. Schirmherren sind der tschechische Ministerpräsident Bohuslav Sobotka und der Prager Kardinal Dominik Duka.
[ms]