Bier, Bikes und Bio-Obst: Das Missionshaus St. Gabriel bietet Raum für kreative Start-Ups
„Bin ich in Hogwarts gelandet?“, so fragen manche Besucher, wenn sie zum ersten Mal zum Missionshaus St. Gabriel kommen, erzählt P. Franz Helm, der seit vielen Jahren im Kloster der Steyler Missionare zuhause ist. St. Gabriel, das war einmal eine kleine Stadt in einer kleinen Stadt am Rande von Wien. Die backsteinfarbenen Klostermauern umschließen ein fünf Hektar großes Areal zwischen Mödling und Maria Enzersdorf, in dem bis zu 600 Ordensmänner lebten. Der Campus war Selbstversorger mit allem, was dazu gehörte: Von Landwirtschaft, Mühle, Bäckerei und Fleischhauerei über Großküche, Tischlerei, Werkstätten und Druckerei bis zur theologischen Hochschule hatte alles Platz im Klosterareal. Ein abwechslungsreich gestalteter Landschaftspark sorgte dafür, dass die Ordensmänner auch zum Spazierengehen das Kloster nicht verlassen mussten.
Fünf Hektar umfasst das Areal des Missionshauses St. Gabriel bei Mödling.
Lebenswelten für viele
Heute leben 45 Ordensmänner in ihrem traditionsreichen Zentrum St. Gabriel. Eine sich selbst versorgende Stadt brauchen sie dafür nicht. In den letzten Jahren ist viel Leben in die Räumlichkeiten und Flächen eingezogen, die die Steyler Missionare nicht mehr füllen. Das Konzept nennt sich „Lebenswelten St. Gabriel“, erklärt Friedrich Mayrhofer, Chef des Immobilienfonds der Steyler Missionare, gegenüber MSN.
Kreative beleben den Campus
Am Campus wird von den „Hopfen-Artisten“ Günther Thommös und Rainer Mraz Kreativ-Bier gebraut. Bio-Bauer Johannes Kleedorfer, der sich selbst „der Klosterbauer“ nennt, nützt einen Teil des Freigeländes. Seit fünf Jahren bietet er Gemüsebaulehrgänge an, um Menschen den respektvollen Umgang mit der Natur wieder nahe zu bringen. Kinder lernen in der Montessori-Schule, die im Areal Platz gefunden hat, Flüchtlinge wohnen hier, die Backstube der Mödlinger Pâtisserie "Schnabulerie" ist eingezogen, ein Modefotograf und eine Buchbinderei haben hier ihre Räume. Und bis 2017 soll mit dem "Gabrium" ein Seminarhotel mit 23 Zimmern, ein Veranstaltungszentrum – etwa für Hochzeiten – und ein Restaurant entstehen. "Zudem wollen wir in dem alten Bauernhof kleine Shops und Werkstätten ansiedeln", verrät Friedrich Mayrhofer. So soll ein kleiner Marktplatz entstehen.
Ganze Trakte des Missionshauses dienen als Flüchtlingsunterkünfte. Die Caritas hat die Betreuung übernommen.
Zusammenhalt zwischen Klostermauern
Auch der ehemalige Radprofi Peter Fröhlich hat hier im Vorjahr mit Kumpel und Techniker Felix Schneider das Start-Up "Chase" gegründet, sie bauen Räder nach speziellen Kundenwünschen und betreiben das Radreparatur-Service "Bike-Schneiderei". Von St. Gabriel sind sie begeistert. "Wir sind mit unserer Firma bewusst da", betont Fröhlich. "Es ist toll hier. Wir Unternehmer helfen uns gegenseitig." Am Gelände von St. Gabriel, von wo viele mutige Missionare in alle Welt aufgebrochen sind, entsteht nun so etwas wie ein neues Miteinander von unternehmungsfreudigen Männern. Die hohen Klostermauern schützen nun neue Keimzellen der Gesellschaft, und die Steyler Missionare eröffnen den Raum dafür.
Im Gebäude neben der Kirche wohnen und wirken 45 Steyler Missionare.
Liegenschaftsentwicklung der Steyler Missionare in St. Gabriel
www.photopam.at
www.beerstarter.at
www.bikeschneiderei.at
www.klosterbauer.at
www.kral-buch.at
Erlebnisschule Mödling
Caritas Flüchtlingshilfe
Fotos: Steyler Missionare, Caritas
[ms]