Orden fordern mehr Mut zu Solidarität mit Flüchtlingen
Mit einem Appell zum interkulturellen und interreligiösen Dialog mit den Menschen, die als Flüchtlinge zu uns kommen, ist am Mittwoch, 15. Juni 2016, die viertägige Mitgliederversammlung der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) zu Ende gegangen. Vor dem Hintergrund der Flüchtlingssituation in Deutschland und Europa hatte der Studientag der Versammlung am Dienstag das Thema „Fremdheit“ in umfassender Weise in den Blick genommen.
Für eine Kultur der Begegnung und für die Begegnung der Kulturen
Mit einer Resolution hat sich die DOK-Vollversammlung zur Flüchtlingsthematik positioniert. Unter dem Titel „Fürchtet Euch nicht!“ verurteilt sie nationale und nationalistische Alleingänge und fordert die Staaten in Europa zu einer größeren Solidarität untereinander und mit den Nachbarländern der Krisenregionen auf. Die gegenwärtige Situation dürfe nicht nur vor dem Hintergrund möglicher Gefahren beurteilt werden, sondern es müssten auch die darin liegenden Chancen erkannt werden. Gefordert sei eine Kultur der Begegnung und eine Begegnung der Kulturen. Integration und Dialog verlangten eine weitaus größere Anstrengung, als die Aufnahme und Unterbringung der geflohenen Menschen. Dennoch führe kein Weg daran vorbei.
Wer glaubt, zittert nicht
Der Leiter der Abteilung „Aktuelles“ des Deutschlandfunks, Christoph Heinemann, bot in seinem Referat eine gesellschaftspolitische Analyse der Entwicklungen in Deutschland und Europa angesichts der Migrationsbewegungen der vergangenen Monate. Dabei schlug er einen kenntnisreichen Bogen von früheren Flüchtlingsbewegungen zu den akuten Problemen der Innen- und Europapolitik. Bei aller Notwendigkeit der konkreten Hilfe für in Not geratene Menschen sei es wichtig, dass die Politik darauf achte, geltendes Recht einzuhalten, so der Journalist. Die Gesellschaft stehe vor vielen Herausforderungen. Heinemann: „Es wird unruhig in Deutschland“. Er erinnerte die rund 200 anwesenden Ordensleute in diesem Zusammenhang an einen Ausspruch Papst Johannes des XIII.: „Wer glaubt, zittert nicht.“ In einer Reihe von Workshops wurde die Thematik vertieft.
Wunsch nach baldiger Einsetzung der Kommission zum Frauendiakonat
Die Versammlung beschäftigte sich außerdem mit der Frage nach der Rolle von Frauen in der Kirche. Wie können Autorität, geistliche Kompetenz und Charismen von Frauen besser einbezogen werden, so die Fragestellung. In einem mit großer Mehrheit von der Mitgliederversammlung verabschiedeten Brief an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, äußerten die Höheren Oberinnen und Oberen die Hoffnung, dass Papst Franziskus bald eine Kommission einsetzen werde, die die Möglichkeit eines Frauendiakonats prüfen soll. Bei einer Audienz für die Internationale Vereinigung der Generaloberinnen (UISG) im Mai hatte der Papst eine diesbezügliche Frage der Schwestern aufgegriffen.
Schutz vor Missbrauch darf nicht nachlassen
Zuvor war am Montag der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM), Johannes-Wilhelm Rörig Gast der Versammlung. Er begrüßte in seiner Rede das bisherige Engagement der DOK, auf Einführung von Schutzkonzepten in ordensgetragenen Einrichtungen hinzuwirken. Der Einsatz für den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt dürfe nicht nachlassen. Der DOK-Vorsitzende, Abt Hermann-Josef Kugler O.Praem. betonte: „Die DOK hat sich verpflichtet, den Respekt und die Wertschätzung gegenüber Kindern, Jugendlichen und weiteren Schutzbefohlenen dort zu stärken, wo wir als Ordenschristen Verantwortung tragen.“
Die Deutsche Ordensobernkonferenz (DOK) vertritt die Interessen der Ordensgemeinschaften in Deutschland mit rund 16.700 Ordensfrauen und knapp 4.200 Ordensmännern.
Fotos und Text: DOK
Links:
Flüchtlings-Resolution
Brief bezüglich Frauendiakonat
Mehr über den Schutz vor Missbrauch
[ms]