Sie wollen leben, nicht gelebt werden
"Die Einsiedelei ist mir langsam zu laut geworden", bringt es Br. Raimund von der Thannen auf den Punkt. Zwölf Jahre lang war er in Saalfelden Einsiedler, doch mit jedem Jahr kamen mehr Touristen und Neugierige zu ihm auf den Berg. "Viele Dinge waren nicht mehr stimmig", sagt der Benediktiner aus dem Stift St. Lambrecht. Heuer werde er sich eher ins Kloster zurückziehen. Warum? "Das Stift ist eher konzentriert."
Klosterleben, das bedeutet für den Vorarlberger, den es erst mit 54 nach St. Lambrecht verschlug, vor allem Reduktion. Das meditative Beten gibt Struktur, und das wiederum habe viel mit psychischer Gesundheit zu tun. Die Gäste, die ins Kloster kämen, wären "durch 1000 Terminen am Tag bis zum Burnout" getrieben, so Raimund von der Thannen. Und weiter: "Die Ordnung verschafft dem Körper und der Seele Ruhe. Das Regelmäßige tut auch unseren Gästen gut. Sie wollen leben, nicht gelebt werden."
Das sei für ihn auch das Zentrum seines Mönchsseins: "Wir leben als Familie praktisch 24 Stunden in der Beziehung zu Gott, im Gottsuchen."
[rs]