Sr. Anna Mayrhofer: Menschenhandel ist nach wie vor ein Tabu-Thema
"Menschenhandel und Zwangsprostitution sind nach wie vor gesellschaftliche Tabu-Themen", brachte es Sr. Anna Mayrhofer in ihrem Vortrag auf den Punkt. Die Ordensfrau ist als Leiterin einer Schutzwohnung, die vom Verein SOLWODI (Solidarity with women in distress) getragen wird, täglich mit den schlimmsten Fällen konfrontiert. Acht Frauen können in dieser Wohnung für ein Jahr lang Unterschlupf finden. Sie wurden, so wie jedes Jahr Tausende andere Frauen und Mädchen, auf illegalen Wegen nach Europa geschleust und hier gezwungen, als Prostituierte zu arbeiten. Die Frauen wollten der Armut in ihren Heimatländern entfliehen; doch statt des versprochenen Jobs als Kellnerin oder Zimmermädchen erwarteten sie hier skrupellosen Menschenhändler, die sie gewaltsam in Bordelle verschleppten. Flucht ist, ohne Papiere und ohne Geld, in den meisten Fällen unmöglich.
Österreich sei sowohl Transit- wie auch Zielland der Kriminellen und ihrer Opfer. Die Ordensfrau berichtete von erschütternden Schicksalen misshandelter, vergewaltigter und genötigter Frauen, die aufgrund ihrer nicht vorhandenen Bildung und Persönlichkeitsentwicklung kaum eine Möglichkeit hätten, aus dem System auszubrechen. Die Opfer seien zudem meist traumatisiert, was u.a. auch die gerichtliche Verfolgung der Täter erschwere. Kein gutes Haar ließ Sr. Mayrhofer an den Freiern bzw. dem hinter der Prostitution stehend Frauenbild. Frauen seien nicht mehr als ein "Konsumgut" bzw. "Sex-Artikel". Das sei für die gesamte Gesellschaft ein alarmierender Befund.
Bereits seit 2010 versucht der Verein SOLWODI auch in Österreich den Frauen und Mädchen zu helfen und sie aus dem Teufelskreis von wirtschaftlicher Notlage, Menschenhandel und sexuellem Missbrauch ausbrechen zu lassen. Der Verein betriebt u.a. eine Schutzwohnung für acht Frauen, die im Durchschnitt ein Jahr bleiben können. In dieser Zeit werden die Frauen von SOLWODI-Mitarbeiterinnen betreut und es wird gemeinsam versucht, neue Lebensperspektiven für die Frauen zu erarbeiten. Getragen wird SOLWODI in Österreich von sechs heimischen Frauenorden.
Eröffnet wurde das Symposion im Erzbischöflichen Palais mit einer Ökumenischen Vesper, der der Wiener Weihbischof Franz Scharl vorstand. Organisiert wurden Gebet und Symposion von der Österreichischen Bischofskonferenz, der Österreichischen Kommission Iustitia et Pax und SOLWODI.
Foto: fk
[rs]