Abtpräses Haidinger hält Laudatio für Pannonhalma Erzabt Varszegi
„Ich bin kein Pessimist, ich bin kein Optimist, sondern bemühe mich, als gläubiger Christ zu leben, der diese Welt mit Sinn und Vernunft, mit Glaube, Hoffnung und Liebe, gelegentlich sogar mit Bewunderung und Dankbarkeit betrachtet, - aber ich bin ein Realist." Mit einem Zitat eröffnete der österreichische Abtpräses seine Laudatio: "Damit ist schon viel und wesentliches über dich als Mensch und als Mönch, vor allem aber auch als Erzabt dieser über 1000 Jahre alten Benediktinerabtei auf dem Martinsberg gesagt."
Brückenbauer in Gesellschaft und Religionen
Haidinger würdigte das verbindende Wirken auf allen Ebenen: "Aufgrund deiner perfekten Deutschkenntnisse warst du von Anfang ganz in diese Gemeinschaft von Mönchen und Nonnen integriert, - auch wenn du uns doch ein wenig als Exote aus einem 'Land hinter dem eisernen Vorhang' erschienen bist. Deine ansteckende und einnehmende Freundlichkeit, deine uneingeschränkte Offenheit und Empathie für deine Mitmenschen öffnet die Herzen der Menschen, die dir begegnen. Gerade diese Fähigkeit lässt dein erfolgreiches Wirken für dein Kloster, für die Kirche und dein Land – und weit darüber hinaus! – verstehen. Dein Wirken in und für dein Kloster, für die Kirche Ungarns und für die Menschen in diesem Land wird gewiss noch aus berufenerem Mund gewürdigt werden. Weit über die Grenzen deines Landes hinaus aber ist dein großes Engagement für die Ökumene bekannt. Du stehst, wie du ebenfalls einmal betont hast, zusammen mit deinen Brüdern in einem offenen Dialog mit den Glaubensgefährten aus verschiedenen christlichen Konfessionen und bist ökumenisch offen sowohl gegenüber den Christen der Ostkirchen als auch gegenüber unseren protestantischen Geschwistern." Haidinger verwies als Hinweis auf die Brückenfunktion des ungarischen Klosters auf berühmte Besucher: "Prominente Besucher in eurem Kloster wie Papst Johannes Paul II., Patriarch Aleksij II. von Moskau, Patriarch Bartholomäus I. von Konstantinopel und Patriarch Schnuda II. bezeugen dies eindrucksvoll. Aber auch Offenheit und Dialogbereitschaft gegenüber den nichtchristlichen Religionen, besonders gegenüber unseren älteren Geschwistern - Haidinger zitiert den Erzabt - den Juden, ist dir ein großes und herausforderndes Anliegen, ganz im Einklang mit dem II. Vatikanum und unseren Papst Franziskus." Der Erzabt selber meinte in Richtung 2016: "Das Jahr 2016 solle ganz im Zeichen des St. Martin-Jubiläumsjahrs in Pannonhalma, das ja seit 996, also seit 1.020 Jahren, Kloster des Heilgen Martin ist, stehen."
Asztrik Varszegi, geboren 1946, stammt aus Sopron. Er trat 1964 ins Noviziat von Pannonhalma ein, studierte dort Theologie, absolvierte den Militärdienst und wurde 1971 zum Priester geweiht. Danach schloss er in Budapest ein Pädagogik- und Lehramtsstudium für Geschichte und Deutsch mit Doktorat ab. Von 1975 bis 1986 unterrichtete er am Stiftsgymnasium und an den Ordenshochschulen in Györ und Pannonhalma. Varszegi war auch Novizenmeister. Papst Johannes Paul II. ernannte den Benediktiner 1988 zum Weihbischof für Esztergom. Es folgten drei Jahre in Budapest als Sekretär der Ungarischen Bischofskonferenz und Regens im Zentralpriesterseminar. Die Ernennung zum Erzabt der exempten Territorialabtei auf dem St. Martinsberg, der "Archiabbatia Sancti Martini in Monte Pannoniae", erfolgte 1991.
UNESCO-Weltkulturerbe
Pannonhalma gilt als Kunstensemble von einmaligem Wert. Bei der letzten Renovierung vor wenigen Jahren wurden wertvolle Fresken in der Abteikirche und im Kreuzgang freigelegt. Schutzheiliger der Abtei ist Martin von Tours, der in Savaria (heute: Szombathely) unweit des Klosters geboren wurde. Er gab auch dem Hügel, auf dem sich die Abtei befindet, den Namen. Zu den berühmtesten Teilen der Abtei zählt die Bibliothek, die in einem der schönsten klassizistischen Innenräume Ungarns untergebracht ist. Mit etwa 300.000 Bänden, darunter wertvolle Handschriften und alte Drucken, ist sie eine der größten Benediktinerbibliotheken der Welt. Im Dezember 1996 wurde Pannonhalma und die unmittelbare Umgebung in die Liste des Weltkulturerbes der Unesco aufgenommen.
[fk]