Pfarrer Wolfgang Pucher baut in Wien sein zweites VinziDorf
Seit 2002 kämpft Pfarrer Wolfgang Pucher um die Bewilligung für das VinziDorf Wien, das einen dauerhaften Wohnplatz für die sog. „sleeping roughs“, also Inländer, die auf der Straße, unter Brücken, auf Toiletten, am Bahnhof etc. schlafen und leben. „Genau diese Menschen wollen wir unterbringen. Sie gehen nicht in Notschlafstellen oder werden wegen ihres Verhaltens dort nicht aufgenommen. Ihnen möchte die Vinzenzgemeinschaft Eggenberg ein Zuhause geben, in dem sie so leben dürfen, wie sie können und wollen.“
16 Wohnmodule und 8 Wohneinheiten
In Hetzendorf in Meidling wird der Garten eines ehemaligen Exerzitienhauses für das Bauprojekt herangezogen. Das Grundstück ist im Besitz der Österreichischen Lazaristenprovinz. Es umfasst eine Fläche von 3700m². Das VinziDorf Wien wird aus 16 Wohnmodulen und 8 Wohneinheiten bestehen. Sanitäre Anlagen, ein Aufenthaltsraum, und eine Küche werden in der Ausstattung inbegriffen sein. Spatenstich ist im Frühjahr 2016 – Architekt Alexander Hagner rechnet mit einer Fertigstellung bis Winter 2016.
Pfarrer Wolfgang Pucher am Grundstück des zukünftigen VinziDorf Wien. © VinziWerke
Ein finanziell langer Weg
Die VinziWerke finanzieren sich hauptsächlich durch Spenden. Das VinziDorf Wien bekommt noch kein Geld aus öffentlicher Hand und ist somit auf großzügige Spender und Ehrenamtliche angewiesen: „Wir werden im VinziDorf Wien eine/n einzigen hauptamtlichen MitarbeiterIn anstellen. Alle anderen werden ihre Zeit ehrenamtlich zur Verfügung stellen“, hofft man bei der Vinzenzgemeinschaft Eggenberg auf großes Interesse für diese Freiwilligenarbeit, für die man sich bereits jetzt informieren kann.
Anrainer-Ämgste werden ernst genommen
Die Ängste des Umfeldes über den Bau des VinziDorf Wien wurden bei Bürger-Informations-Zusammenkünften relativiert. Aus 25-Jahre langer Erfahrung weiß man bei der Vinzenzgemeinschaft Eggenberg: „In allen Projekten haben wir die gleichen Erfahrungen gemacht: Zuerst viele Ängste, danach vollste Zustimmung.“
Die Gesellschaft kann mit Außenseitern schwer umgehen. Gerade deswegen ist es wichtig, diese hilfsbedürftigen Menschen unter zu bringen. Pucher erklärt: „Die Obdachlosen, die zuvor auf sich allein gestellt waren, und durch ihr Verhalten oft Widerwillen ausgelöst haben, werden im VinziDorf betreut und verhalten sich dadurch auch anders. Sie werden wieder als ganz normale Mitbürger wahrgenommen.“ Diese Perspektive ist die größte Motivation für ihn: „Meine persönliche Hauptaufgabe ist die Motivation aller Menschen, die mit dem VinziDorf Wien in Zukunft in Berührung kommen werden. Das sind die Anrainer, Politiker, Zweifler, zukünftige Ehrenamtliche, Spender…!“
VinziDorf Graz hatte Pionierfunktion
In Graz hat das VinziDorf – gegründet 1993, eine Pionierfunktion und ist ein Vorzeigemodell, wie eine Einrichtung funktionieren kann, in der auch Alkohol getrunken werden darf und wo schwierige Menschen so leben dürfen, wie sie können. Pucher betont: „Wir haben mit dem VinziDorf Graz Österreichische Sozialgeschichte geschrieben. Seit seiner Entstehung orientieren sich auch andere Hilfseinrichtungen an diesem Modell.“
[rs]