Das waren die Herbsttagungen und der Ordenstag 2015
Montag, 23. November
Zum Jahrestag des Missionsreferates machte P. Franz Weber, em. Universitätsprofessor für Pastoraltheologie in Innsbruck, den Anfang. Der Comboni Missionar stellte in seinem Impulsreferat die Frage: „Kommt die Mission zu uns?“ In der Vergangenheit verstand man unter Missionsarbeit die Verkündung der Frohbotschaft in der Fremde; dabei habe man oft die Bodenhaftung verloren. Heute brauche die Kirche neue missionarische Situationen. „Wir selbst sind die ersten Adressaten der Mission“, sagt Weber. Die Gemeinschaften müssen sich ihren jeweiligen Ordensgründer zurückbesinnen. „Wir haben keine Mission, wir leben Mission“, bringt es P. Weber auf den Punkt. Ordensleute seien wie Propheten, die Zeugnis geben über das Leben Jesu auf dieser Welt; deshalb stünden sie auf der Seite der Armen und Wehrlosen, weil Gott selbst auf ihrer Seite steht. Deshalb passiere Mission nicht mehr in der Fremde, sondern vor unserer Haustür.
Die größte Herausforderung gegenwärtig seien die Flüchtlinge. Der Geist Gottes wirke in allen Religionen und Völkern; deshalb werden auch konkrete Taten wie z.B. die Aufnahme von Flüchtlingen erwartet; das sei die Anpassung der Werke an die neuen Bedürfnisse. Vielmehr sei Mission nach heutigem kirchlichem Verständnis vor allem eine Einladung "zu Gespräch, Dialog und solidarischem Handeln." Das Credo des Missionsexperten: „Eine Kirche, die die Menschen nicht einlädt, gibt sich selber auf.“
Zum Nachhören: Der Impulsvortrag von P. Weber 42.04 MB
Zum Nachsehen: Fotos von der Missionstagung (Fotocredit: Chris Hofer)
Am Nachmittag berichtete Katrin Morales von der Jesuitenmission Österreich unter dem Titel "Selig, die Frieden stiften" über die Fachtagung Weltkirche 2015, die im Juli im Benediktinerstrift Lambach stattgefunden hatte.
Parallel dazu fanden die Vollversammlungen der Arbeitsgemeinschaft der Ordensspitäler, Alten- und Pflegeheime Österreichs statt. In den letzten drei Jahren hatten sich die österreichischen Ordensspitäler als gemeinsame Marke positioniert. In ihrer Vollversammlung stellte sich die Arbeitsgemeinschaft die Frage, was ist in den letzten Jahren geschehen war und wie es weitergehen sollte. Die Zukunft soll eine klarere spirituelle Positionierung bringen. Denn Ordensspitäler unterscheiden sich nicht durch medizinische Leistungen, die ohnehin anerkannt hoch sind, sondern durch ihren „leidenschaftlichen Umgang mit Spiritualität“.
Dieses Programm, so Maximilian Aichinger, Geschäftsführer des Klinikums Wels-Grieskirchen, wird einen Namen: „My Way – Mein Weg zur Gesundheit“ haben. Durch ein spezielles Tagebuch werden die PatientInnen ermutigt, ihre Bedürfnisse stärker wahrzunehmen und mitzuteilen. Gesund werden hängt vor allem am positiven Mitwirken des Patienten, der Patientin.
Zum Nachlesen: Der vollständige Artikel zur Vollversammlung der ARGE Ordensspitäler
Zum Nachsehen: Fotos von der ARGE Ordensspitäler (Fotocredit: Chris Hofer)
Am selben Tag fand die Generalversammlung der Männerorden und das Präsidium der Frauenorden statt.
Zum Nachsehen: Fotos vom Präsidium der Vereinigung der Frauenorden und der Generalversammlung der Superiorenkonferenz der Männerorden (Fotocredit: Chris Hofer)
Dienstag, 24. November
Der Ordenstag fand einen stimmungssvollen Anfang mit einem Morgenlob in der Konzilsgedächtniskirche. Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, und Abtpräses Christian Haidinger, Erster Vorsitzender der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs, begrüßten rund 500 Ordensfrauen und -männer zu der feierlichen Morgenandacht, die von der salesianischen Familie gestaltet worden war.
Als Ehrengäste konnten neben hochrangigen Vertreterinnen und Vertreter von Ordensgemeinschaften aus ganz Österreich auch Sr. Agnesita Dobler, Generalsekretärin der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK), Exzellenz Peter Stephan Zurbriggen, Apostolischer Nuntius in Österreich, der Linzer Bischof em. Maximilian Aichern und der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl als Gäste begrüßt werden. Am Flügel sorgte Sr. Joanna Jimin Lee, Missionarin Christi und Konzertpianistin, für himmlische Töne.
Durch den Tag führte Abt em. Martin Werlen vom Benediktinerkloster Einsiedeln in der Schweiz. Er forderte im ersten Impulsreferat dazu auf: "PC einschalten!" für einen "Provokanten Blick auf das Ordensleben" und setzte sich im zweiten mit den "Herausforderungen des Zeitgeistes und die Treue zum Charisma" auseinander.
Mit PC war natürlich das Dekret Perfectae caritatis gemeint, die Schrift über die zeitgemäße Erneuerung des Ordenslebens, das vom Zweiten Vatikanischen Konzil veröffentlicht wurde. Es fordert von den Ordensleuten, sich den Erneuerungsbestrebungen der Kirche zu eigen zu machen und sie nach Kräften zu fördern. Doch bisher sei es hier "schrecklich ruhig".
Warum eigentlich, fragt Abt Werlen. Seine Antwort: Weil die Vorstellung von Kirche von der Vergangenheit geprägt sei. Viele Gemeinschaften verwechseln Traditionen mit Tradition. Sie haben viele Traditionen, die durch den Zeitgeist aufgenommen und so scheinbar zur Tradition geworden sind. Doch diese Traditionen blockieren nur. Die Ordensgemeinschaften haben Zukunft, wenn sie sich auf ihre Tradition rückbesinnen: die Treue zu Jesus Christus und zum jeweiligen Ordens-Charisma. "Wenn durch den Zeitgeist entstandene Traditionen der Tradition der Weitergabe unseres Glaubens im Wege stehen, dann müssen wir sie loslassen", lautet Abt Werlens Credo.
Zum Nachlesen:Der Vortrag "PC einschalten!" von Abt Martin Werlen im PDF-Format
Zum Nachhören: Das Impulsreferat 1 und das Impulsreferat 2 von Abt Martin Werlen.
Der Nachmittag des Ordenstages 2015 war dem konkreten Ordensleben gewidmet. Der Flüchtlingskoordinator Christian Konrad informierte über den aktuellen Stand seiner Arbeit. Sein Resümee: Wir brauchen noch jede Menge Unterkünfte. „Annähernd 95.000 Flüchtlinge werden in diesem Jahr um Asyl ansuchen. 7.000 sind in Transitlagern oder Notlagern untergebracht."
Auch Abt Reinhold Dessl vom Stift Wilhering schildert seine Erfahrungen: „In einem ehemaligen Jugendzentrum wohnen 10 Syrer. Es ist das Wasser der Liebe Gottes, auf das wir bei allen kulturellen und religiösen Unterschieden stoßen.“
Sr. Jutta Maria Marte von den Barmherzigen Schwestern in Innsbruck schildert, wie sie das ehemalige Internat für 130 Flüchtlinge zur Verfügun stellen.
Mit einem Rückblick auf die vielen Veranstaltungen, Initiativen im JAHR DER ORDEN haben P. Erhard Rauch und Sr. M. Cordis Feuerstein hingeführt auf die neue Broschüre „Leben im Orden – einfach, gemeinsam, wach“. Der Kommunikationsexperte Gerhard Pirner stellte dieses „Brücken-Produkt“ für Gespräche mit Interessierten in seiner inneren Logik vor.
Last but not least stellt der neue Generalsekretär P. Franz Helm Ordensleben in den internationalen Kontext. „Es entsteht ein gegenseitiger Austausch.“ So wird in gemischten Gemeinschaften „Interkulturalität“ gelebt.
Zum Nachlesen: Der vollständige Artikel zum Nachmittag des Ordentags 2015.
Abgeschlossen wurde der Ordenstag 2015 mit einer festlichen Eucharistiefeier und einer Predigt von P. Martin Werlen.
Zum Nachsehen: Fotos vom Ordentstag 2015 #otag15 (Fotocredit: Chris Hofer)
Mittwoch, 25. November
Der Kulturtag des Referats für die Kulturgüter der Orden stand unter dem Motto: Glaubens-Spuren - Kulturgüter als Zeugnisse von religiöser Praxis und Ordensleben". Den Beginn der Tagesreferate machte Stefan Dorninger von der Diözesanbibliothek Salzburg, der sich über den Umgang mit liturgischen Büchern in (Kloster-)Bibliotheken auseinandersetzte.
Roswitha Orac-Stipperger von der Volkskunde-Abteilung des Grazer Universalmuseums Johanneum referierte über Zeugnisse religiöser Volkskunst – wobei sich die Frömmigkeitsforschung in Österreich mehr oder weniger auf katholische Frömmigkeit beschränkt.
Clemens Brodkorb vom Münchner Provinzarchiv der Jesuiten stellte am Nachmittag die Frage, wieviel Orden in den Ordensarchiven stecke. Die Archive der Orden hätten nicht nur die Aufgabe, Schriftliches und Bildliches, sondern vor allem die Identität einer Gemeinschaft zu bewahren.
Den Abschluss machte P. Alkuin Schachenmayr vom Stift Heiligenkreuz mit einem sehr endgültigen Thema. „Jeden Tag den Tod vor Augen“ setzte sich mit dem Sterben in barocken Prälatenklöstern auseinander.
Helga Penz, die Leiterin des Referats für die Kulturgüter der Orden, zeigte sich vom Kulturtag im Rahmen der Herbsttagung sehr zufrieden. „Ziel war auch, sich stärker miteinander zu vernetzen."
Zum Nachlesen: Der vollständige Artikel zum Kulturtag 2015..
Zum Nachsehen: Fotos vom Kulturtag des Referates für Kulturgüter (Fotos: Chris Hofer)
Der Schultag vermittelte das "Heute im Blick" und hielt ein "Plädoyer für eine Schule, die mit den Menschen geht".
Als Ersatz für den erkrankten Berliner Existenzanalytiker Günter Funke war dankenswerterweise der Seelsorger und Psychotherapeut Arnold Mettnitzer eingesprungen. In seinem Vortrag legte er ein überzeugendes Plädoyer für eine Schule ab, die das Heute im Blick hat und die Achtsamkeit für den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Es gehe in der Schule nicht um ein Lernen für eine Institution, sondern um ein Lernen für das Leben. Entscheidend sei nicht das Durchbringen und Wissen eines Lehrstoffs, sondern „Dankbarkeit lernen, Offenheit, Neugier, Gestaltungslust, Entdeckerfreude, Beziehungsfähigkeit“. Mettnitzer: „Wir brauchen LehrerInnen als Fachleute, die das, was sie können, mit Liebe und Leidenschaft anderen vermitteln.“
Zum Nachhören: Das Impulsreferat von Arnold Mettnitzer.
Ein weiterer Tagesordnungspunk war die Verleihung des St. Georgs Bildungspreis, der vom Hauptverband Katholischer Elternvereine Österreichs zum ersten Mal vergeben wurde. Die Gewinner waren aus 47 Einreichungen in den Kategorien Schüler, Eltern und Lehrer innovative und engagierte Persönlichkeiten ausgewählt worden.
Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, stellte im Anschluss das von Superiorenkonferenz und Frauenorden neu geschaffene Referat Bildung als eigenständigen Bereich vor. „Das zeigt, welch hohe Bedeutung die Orden dem Thema Bildung zumessen“, so Sr. Beatrix. Leiter des Bildungsreferats wird Rudolf Luftensteiner.
Der Schultag fand sein Ende mit einem Referat von Christine Mann, Präsidentin des Europäischen Komitees für das Katholische Schulwesen, die gleichsam noch einmal die Forderung für eine "Schule, die mit den Menschen geht", zusammenfasste.
Zum Nachhören: Das Impulsreferat von Christine Mann.
Zum Nachsehen: Fotos vom Schultag (Fotocredit: Chris Hofer)
Zum Nachlesen: Der Kathpress-Schwerpunkt zur Herbsttagung 2015
[rs]